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Wozu Haltung?

Lieber Peter,

ich plane derzeit einen kleinen Artikel für die Zeitschrift meines Berufsverbands der „personzentrierten“ Psychotherapeuten, Berater, Coaches etc.. (GwG e.V.) in Deutschland. Im Mittelpunkt steht der Begriff der „Haltung“. Das ist einer jener Kompaktbegriffe, die mit hohem Gewicht auftreten, durch und durch positiv aufgeladen aber auf Nachfrage hohl wirken, zumindest auf mich. Meine Kollegen sind sich einig: Die richtige Haltung sei eine, wenn nicht sogar die wichtigste Voraussetzung für die richtige (professionelle) Handlung. Dem möchte ich widersprechen. – Hast Du Dich schon einmal mit dem Haltungs-Begriff auseinandergesetzt? 

Herzliche Grüße

Arne

Lieber Arne,

 ich würde zunächst auf eine Paradoxie hinweisen: ‚Keine Haltung ist auch eine Haltung‘. Oder: ‚Haltungen‘ sind prekäre Zeitfiguren (wie Durchhalten, enthalten, unterhalten …), die mit ‚Starr, Erstarren etc. zusammenhängen. Nichts garantiert für eine richtige (professionelle) Haltung. Auch das Militär zelebriert Haltung, die Mafia nicht minder. Damit hängt die Vielzahl der Synonyme zusammen. Von ‚Moral‘ kann keine Rede sein, allenfalls von einer Semantik, die sich auf ein ‚Gewolltes/Gesolltes‘ beziehen – als Sehnsucht, als Ideal, als Machbarkeit, die unter polykontexturalen Bedingung nicht erreichbar sind.

Unter uns gesagt: wenn man die Funktion des Booms der Haltungen bestimmen wollte, könnte man tatsächlich von einem hohlen Regress sprechen , „Denn eben wo Begriffe fehlen, / Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein.“ Etwa ‚Haltung‘.

Herzliche Grüße

Peter

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